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servietten für zweiundvierzigmeter – teil 1

anfang diesen jahres habe ich von tobi von zweiundvierzigmeter den auftrag für 30 handgenähte (also handgesäumt in diesem fall) und von hand bestickte servietten bekommen.


der auftrag war angenehm frei gestaltet (sonst wäre er vermutlich auch nicht zustande gekommen; ich finde auftragsarbeiten sehr schnell einengend und sage dann lieber ab, wenn ich zu genaue vorgaben bekomme oder es sich zu sehr nach produktion oder reproduktion anfühlt) – wir haben uns davor gemeinsam durch stoffe aus meinem fundus geschaut und gefühlt, über unsere zugänge zu unserer arbeit geredet, über handwerk im allgemeinen, ich habe mir in tobis keramikatelier seine arbeiten angeschaut (formen, farben, texturen, ästhetik, wie fühlen sie sich für mich an, was erzeugen sie bei mir für ideen und bilder), und mir angehört, was tobi sich vorstellt bei textilien für zweiundvierzigmeter – was sie können sollen, wie sie auf die gäste wirken sollen, und was sie nicht sein sollen.


der stoff, aus dem die servietten gemacht sind, kommt aus dem heutigen sachsen-anhalt, vermutlich aus der gegend um magdeburg. es ist ein stoff aus 100 % leinen, handgewebt, datiert auf die zeit zwischen 1870 bis 1930; sehr wahrscheinlich aber prä 1. weltkrieg. die webkante, die art, wie die fasern zu garn versponnen sind, die anzahl und art der pflanzenteile, die noch im stoff vorhanden sind, deuten darauf hin. der stoff ist dick und robust, ich vermute, er war ursprünglich als handtuchstoff oder haushaltstuch gedacht – das webmuster gibt es öfters, auch in feinerer form, bei handtuchmeterware. hier ein close-up:


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wie früher üblich war der anfang des stoffballens gesäumt. diesen saum habe ich erhalten und so gibt es eine serviette, die einen saum von mir hat und einen von einer unbekannten person, die schon lange nicht mehr lebt, aber auf diesem weg auch bei diesen projekt mitgearbeitet hat, wie auch die vielen handwerker*innen, die die herstellung des stoffes überhaupt erst ermöglicht haben: die bauern, die den flachs angebaut haben, die menschen, die ihn geerntet, geröstet, gebrechelt, gehechelt, kardiert, gesponnen und gewebt haben.


gesäumt habe ich die servietten von hand mit leinennähgarn aus polen; bestickt mit baumwollgarn von einem deutschen hersteller.


hier kommt der erste teil der servietten, jeweils ein bild mit der ganzen serviette, und ein paar detailaufnahmen.


inspiration/ideen/gedanken: inseln, organische strukturen, muster auf baumrinden

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inspiration/ideen/gedanken: organische strukturen von pilzen wie in gestocktem holz, blitze, flussbetten, blutgefäße

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inspiration/ideen/gedanken: sichtbar/unsichtbar, seide; die gestickte linie ist nur in einem bestimmten winkel zum licht sichtbar; auf den ersten blick ist die serviette leer. die linie läuft auf der zweiten serviette weiter und bildet so eine durchgehende linie über zwei servietten.

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inspiration/ideen/gedanken: hommage an den vorstich, der enfachste aller näh/stickstiche; er kommt weltweit vor und ist unglaublich vielseitig; stopfen - das reparieren von textilien; sticken, das gewebte struktur erzeugt. geschichtete stiche, die dichte und fläche erzeugen.

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inspiration/ideen/gedanken: zweiundvierzig - wie kann ich die zahl zweiundvierzig auf unterschiedliche arten darstellen? hier: 42 geclusterte sorbellostiche

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inspiration/ideen/gedanken: 42 als binärzahl; legende unten rechts in der ecke eingestickt. schwarzes x = 1; silbernes x = 0

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inspiration/ideen/gedanken: 42 als binärzahl, mit römischen ziffern und mit japanischen kanji geschrieben.

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inspiration/ideen/gedanken: 42 sorbellostiche über die ganze fläche verteilt

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inspiration/ideen/gedanken: 42 als strichliste in 5er einheiten

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weiter geht's im zweiten teil.

1 Kommentar


Barbara
19. Nov. 2024

Die Servietten sind wunderschön. Gratulation zu dieser Arbeit.

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